27.02.2018
Schicksalsschläge
Der Tod, eine schwere Krankheit, Gewalt oder andere schwere Verluste werden oft wie ein Bruch im Leben empfunden. Schicksalsschläge lösen bei vielen Menschen Chaos, Haltlosigkeit, Orientierungslosigkeit, Sinnlosigkeit, Hoffnungslosigkeit und großen Schmerz aus. Auf einer Tagung berichteten Menschen mit ganz unterschiedlichen, schweren Lebensgeschichten und professionelle Helfer, was half in der Krise, im Schmerz, im Verlust:
Ein Witwer beschrieb, wie ihn sein Netz von guten Freunden hielt und auffing: es waren kleine Gesten der Zuwendung, Geselligkeit, die ihn nährten, er musste nie ungewollt allein sein, ganz im Gegenteil, er musste aktiv das Alleinsein suchen. Seine Religiosität half ihm, die Unbeantwortbarkeit seiner Fragen zu ertragen, er empfindet seinen Glauben als Trumpfkarte gegen die Unausweichlichkeit des Todes, er gibt ihm Hoffnung. Er beschrieb, wie er kleine Ticks und Gewohnheiten seiner geliebten Partnerin zeitweilig übernommen hat, um in der Erinnerung Trost zu finden. Die Möglichkeit, tätig zu werden, war für ihn hilfreich, dabei ging es nicht um Ablenkung, eher um das Tun in der Sache, zum Beispiel bei der Vorbereitung der Beerdigung, aber auch beim Befüllen der Leere, die ihr Tod gebracht hatte. Für ihn war die Trauer zunächst „ein sich weiterschleppen“, „überstehen“, “ überleben“. Er beschrieb einen zähen Überlebenskampf der sich langsam wandelte in sein Leben mit dem Verlust, in dem er lernte, das schlimme Erlebnis als Teil seines Lebens zu begreifen. „Wer einen Schicksalsschlag erlebt, dessen Welt und Perspektiven zerbrechen…langsam aber sicher formt man aus den Scherben ein neues Mosaik“
Aus den Berichten aller Betroffenen fasse ich zusammen, was ihnen half:
- Verbundenheit mit Familie, Freunden, Kollegen, in der Natur, in Spiritualität, im Glauben und mit der gestorbenen Person
- Tätigkeit mit Sinn und Inhalt, wie Rituale leben, Gestalten
- Erinnerung als Schatz bewahren
- Integration von Gewohnheiten, Lebensarten, auch des Schmerzes und des Verlustes
- Annahme des Schicksals ohne Wiederstand
- Stille und Raum, sich der Ohnmacht zu stellen
- Zeit für kommentarlose Trauer
- Haltung, Aushalten
- Ressourcen finden, Perspektiven
Es ist nicht die Zeit, die heilt, sondern die Art und Weise, wie wir mit unseren Lebensaufgaben umgehen, und den Prozess leben. Ich bin dankbar, dass ich so viele Menschen kennenlernen darf, die mutig und kreativ Ihre Lebensaufgaben annehmen und Neues gestalten.